Gestern Abend fand im Ratssaal des Ortsamtes Blasewitz der
Zusammenschluss der Bürgerinitiative e.V. mit dem Kulturerbe Blasewitz e.V.
statt. Bei dieser Gelegenheit wurden die Themen „Stadtbahn 2020“ und „Erhalt
der Gaslaternen“ heiß diskutiert.
Andreas Hoppe, Leiter DVB-Verkehrsplanung, stellte zunächst
die Pläne für die Stadtbahn 2020 vor. Irritierend für die Zuhörer war, dass er
einerseits von sehr konkreten Fakten ausging (täglich 7.000 Fahrgäste mehr,
Fahrzeitverkürzung um 2 Minuten, 6 Stadtbahnzüge ersetzen 23 Linienbusse),
andererseits aber bestritt, dass eine konkrete Planung vorläge: „So weit sind
wir noch lange nicht!“. Ronald Franke trug für den Verein mögliche sowie
besonders unerwünschte Varianten vor. Dabei arbeitete er die unterschiedlichen
Anforderungen von „Straßenbahnen“ und „Stadtbahnen“ an den Querschnitt von
Straßen heraus. In der folgenden kontroversen Diskussion wurde deutlich, dass
eine Stadtbahntrasse durch denkmalgeschützte Straßen weder sinnvoll noch
vertretbar sei. Alternativen von umwelt- und lärmverträglicheren Varianten sind
offensichtlich bisher nicht in Erwägung gezogen worden. Auch die Aktivierung von
vorhandenen Straßenbahntrassen ist nicht zu ersehen. Die Eile, mit der diese
Streckenführung durchgesetzt werden soll, macht stutzig. Mit dem Einverständnis
der Ortsbeiräte wurde bereits beschlossen,
eine mögliche Trasse durch Striesen zum Schillerplatz zu prüfen. Im Zelleschen Weg ist der Ersatz der Buslinie
61 wegen hoher Studentenzahlen ohne Frage nötig und möglich. Dieses Argument
gilt aber nicht für Striesen, da das Gebiet weder wächst, Herberge einer
nennenswerten Zahl von Studenten-WG´s sei, noch zu hohe Fahrgastzahlen zu
beobachten wären. Als 3. Teilabschnitt soll die Bahn bis zum Pohlandplatz
gehen. Dabei werden die schon
vorhandenen, breiten Straßenführungen mit Mittelstreifen als Alternative
vollständig ausgeblendet. Sollten diese Pläne bis zum Pohlandplatz wahr werden,
bleibt die Ermelstraße als Korridor zum Schillerplatz alleine übrig. Das wäre
eine Katastrophe für das Stadtbild in Striesen hinsichtlich der Lärmbelastung
und völlig unnötigen Zerstörung von öffentlichem Kulturraum, wie man es in der
Ludwig- Hartmann-Straße bereits besichtigen kann. Die sinnvolle Weiterführung der Straßenbahn über
die Haenel-Clauß-Straße mit dem Durchbruch zur Rosa-Menzer-Straße / Barbarossaplatz
/ Hüblerstraße bzw. über die Heynahtsstraße / Bergmannstraße oder Bertolt-Brecht-Allee,
wo es bereits städtebaulich geeignete Straßenräume gibt, statt durch die enge
Schlüterstraße, scheint gar nicht zur Diskussion zu stehen. Die Eile der
Beschlussfassungen steht hier im Widerspruch zu den heutigen Beteuerungen der
DVB, dass die Planungen für Striesen ja noch gar nicht begonnen hätten. Es
wurde seitens der DVB die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zum konkreten
Schienenverlauf unter Beteiligung des Ortsbeirates zugesichert. Eine Verwendung
von elektrifizierten Bussen auf sanierten Straßen, wie in der Diskussion
mehrfach vorgeschlagen, wurde dagegen von den DVB überhaupt nicht in Erwägung gezogen.
Im anschließenden zweiten Teil der Tagesordnung wurde als
einhelliger Wunsch der Anwohner, die Gaslaternen zu erhalten, zu ertüchtigen
und wieder zu vervollständigen, herausgearbeitet. Der Ortsteil-Historiker
Kurt-Dieter Prskawetz: „Blasewitz ist einzigartig.“ Die vorgebrachten Argumente für die Umrüstung
der Gaslaternen auf elektrische Leuchten wurden von Klaus Morawetz widerlegt.
Dies betrifft die Kosten, da Gaslaternen über ihre Lebensdauer gerechnet gar
nicht wesentlich teurer sind, den CO2 Ausstoß, der für 1 Jahr in Dresden gerade
mal 40 Minuten eines Kohlekraftwerkes ausmacht, sowie den Umweltschutz, weil
Gaslaternen aufgrund ihres günstigeren Lichtspektrums keine Insekten anziehen,
während eine Beta-Leuchte ca. 150 Insekten pro Nacht vernichtet, was
nachweislich äußerst nachteilig für die Vogelpopulation ist. Als Beispiel für
den Kahlschlag wurden Erfahrungen aus Laubegast vorgestellt, wo der Ortsbeirat
mit dem Abriss am denkmalgeschützten Kirchplatz 1994 überrascht worden ist.
Verwaltungsseitig wurden weitere Abrisse 2016 als „logische Folge“ den Gremien
vorgelegt. Zumindest wird über eine
Korrektur der vorliegenden Planung insoweit nachgedacht, um noch wenigstens
eine Straße zu erhalten. Die anwesenden Mitarbeiter des Denkmalschutzamtes
dankten den Anwesenden ausdrücklich für deren privates Engagement für den
Denkmalschutz, welches dieses Amt zum „erneuten Nachdenken“ ermutige.
Rückblick auf 2012:
Rückblick auf 2012:
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