Freitag, 7. Oktober 2016



Gestern Abend fand im Ratssaal des Ortsamtes Blasewitz der Zusammenschluss der Bürgerinitiative e.V. mit dem Kulturerbe Blasewitz e.V. statt. Bei dieser Gelegenheit wurden die Themen „Stadtbahn 2020“ und „Erhalt der Gaslaternen“ heiß diskutiert.

Andreas Hoppe, Leiter DVB-Verkehrsplanung, stellte zunächst die Pläne für die Stadtbahn 2020 vor. Irritierend für die Zuhörer war, dass er einerseits von sehr konkreten Fakten ausging (täglich 7.000 Fahrgäste mehr, Fahrzeitverkürzung um 2 Minuten, 6 Stadtbahnzüge ersetzen 23 Linienbusse), andererseits aber bestritt, dass eine konkrete Planung vorläge: „So weit sind wir noch lange nicht!“. Ronald Franke trug für den Verein mögliche sowie besonders unerwünschte Varianten vor. Dabei arbeitete er die unterschiedlichen Anforderungen von „Straßenbahnen“ und „Stadtbahnen“ an den Querschnitt von Straßen heraus. In der folgenden kontroversen Diskussion wurde deutlich, dass eine Stadtbahntrasse durch denkmalgeschützte Straßen weder sinnvoll noch vertretbar sei. Alternativen von umwelt- und lärmverträglicheren Varianten sind offensichtlich bisher nicht in Erwägung gezogen worden. Auch die Aktivierung von vorhandenen Straßenbahntrassen ist nicht zu ersehen. Die Eile, mit der diese Streckenführung durchgesetzt werden soll, macht stutzig. Mit dem Einverständnis der Ortsbeiräte wurde bereits beschlossen,  eine mögliche Trasse durch Striesen zum Schillerplatz zu prüfen.  Im Zelleschen Weg ist der Ersatz der Buslinie 61 wegen hoher Studentenzahlen ohne Frage nötig und möglich. Dieses Argument gilt aber nicht für Striesen, da das Gebiet weder wächst, Herberge einer nennenswerten Zahl von Studenten-WG´s sei, noch zu hohe Fahrgastzahlen zu beobachten wären. Als 3. Teilabschnitt soll die Bahn bis zum Pohlandplatz gehen.  Dabei werden die schon vorhandenen, breiten Straßenführungen mit Mittelstreifen als Alternative vollständig ausgeblendet. Sollten diese Pläne bis zum Pohlandplatz wahr werden, bleibt die Ermelstraße als Korridor zum Schillerplatz alleine übrig. Das wäre eine Katastrophe für das Stadtbild in Striesen hinsichtlich der Lärmbelastung und völlig unnötigen Zerstörung von öffentlichem Kulturraum, wie man es in der Ludwig- Hartmann-Straße bereits besichtigen kann.  Die sinnvolle Weiterführung der Straßenbahn über die Haenel-Clauß-Straße mit dem Durchbruch zur Rosa-Menzer-Straße / Barbarossaplatz / Hüblerstraße bzw. über die Heynahtsstraße / Bergmannstraße oder Bertolt-Brecht-Allee, wo es bereits städtebaulich geeignete Straßenräume gibt, statt durch die enge Schlüterstraße, scheint gar nicht zur Diskussion zu stehen. Die Eile der Beschlussfassungen steht hier im Widerspruch zu den heutigen Beteuerungen der DVB, dass die Planungen für Striesen ja noch gar nicht begonnen hätten. Es wurde seitens der DVB die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zum konkreten Schienenverlauf unter Beteiligung des Ortsbeirates zugesichert. Eine Verwendung von elektrifizierten Bussen auf sanierten Straßen, wie in der Diskussion mehrfach vorgeschlagen,  wurde  dagegen von den  DVB überhaupt nicht in Erwägung gezogen.

Im anschließenden zweiten Teil der Tagesordnung wurde als einhelliger Wunsch der Anwohner, die Gaslaternen zu erhalten, zu ertüchtigen und wieder zu vervollständigen, herausgearbeitet. Der Ortsteil-Historiker Kurt-Dieter Prskawetz: „Blasewitz ist einzigartig.“  Die vorgebrachten Argumente für die Umrüstung der Gaslaternen auf elektrische Leuchten wurden von Klaus Morawetz widerlegt. Dies betrifft die Kosten, da Gaslaternen über ihre Lebensdauer gerechnet gar nicht wesentlich teurer sind, den CO2 Ausstoß, der für 1 Jahr in Dresden gerade mal 40 Minuten eines Kohlekraftwerkes ausmacht, sowie den Umweltschutz, weil Gaslaternen aufgrund ihres günstigeren Lichtspektrums keine Insekten anziehen, während eine Beta-Leuchte ca. 150 Insekten pro Nacht vernichtet, was nachweislich äußerst nachteilig für die Vogelpopulation ist. Als Beispiel für den Kahlschlag wurden Erfahrungen aus Laubegast vorgestellt, wo der Ortsbeirat mit dem Abriss am denkmalgeschützten Kirchplatz 1994 überrascht worden ist. Verwaltungsseitig wurden weitere Abrisse 2016 als „logische Folge“ den Gremien vorgelegt.  Zumindest wird über eine Korrektur der vorliegenden Planung insoweit nachgedacht, um noch wenigstens eine Straße zu erhalten. Die anwesenden Mitarbeiter des Denkmalschutzamtes dankten den Anwesenden ausdrücklich für deren privates Engagement für den Denkmalschutz, welches dieses Amt zum „erneuten Nachdenken“ ermutige.

Rückblick auf 2012:


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen